Objektiv-Review für Voigtländer 20mm f/3.5 SL-II
Ich hatte mir vor meiner Reise in die Schweiz ein Superweitwinkel-Objektiv gekauft, weil ich Angst hatte mit meinem 28mm in der kleine Kapelle am Luzisteig nicht ausreichend gerüstet zu sein. Naja, zumindest habe ich so die Investition für mich gerechtfertigt. ;-) Da es in meine kleine und ohnehin schon volle Kameratasche passen sollte war das oberste Kriterium die Größe des Objektives. Nach langem Suchen hatte ich mich dann für das Voigtländer 20mm f/3.5 SL-II entschieden. Ein super kompaktes Objektiv, was mit seinen gut 200g an meiner D600 kaum auffällt. Also theoretisch ein „Immerdrauf-Objektiv“, wenn da nicht der recht spezielle Weitwinkel wäre mit dem man sich schon anfreunden muss. Mit meinem kleinen Review (man könnte noch einiges mehr schreiben) gebe ich lediglich meinen subjektiven Eindruck wieder. Ich habe mit dem Objektiv fotografiert und keine Labortests durchgeführt. ;-)
Verarbeitung und Technik
Das Objektiv hat keinen Autofokus und natürlich auch keine Verwacklungsschutz wie es viele Nikon-Objektive haben. Daher sollte man wissen worauf man sich einlässt. Beides finde ich bei dem Objektiv auch nicht wirklich notwendig. Bei 20mm ist ab einer Entfernung von gut 3m zum Objekt ohnehin alles scharf und wenn man aus der Hand fotografiert, ist das Risiko die Aufnahme zu verwackeln bei einem Superweitwinkel-Objektiv ohnehin sehr viel geringer als bei längeren Brennweiten.
Die Verarbeitung ist Voigtänder-Typisch hervorragend. Das Voigtländer 20mm f/3.5 Color Skopar ist aus Metall gefertigt. Der Blenden- und Fokusring gehen weich wie Butter. Es macht großen und kleinen Kindern einfach nur Spaß daran zu drehen. Da bei der Nikon-Version die Blende auf 22 gestellt werden muss damit man über die Kamera die Blende steuern kann (und MUSS!) würde ich mir wünschen wenn man den Blendenring arretieren könnte, da es mir öfters passiert ist dass ich aus Versehen die Blende am Objektiv verstellt habe und so ein Auslösen der Kamera nicht mehr möglich ist.
Schärfe
Die Schärfe variiert wie bei allen Objektiven abhängig von der Blende. Bei Offenblende ist das Bild im Zentrum knack-scharf, die Schärfe fällt nach außen hin aber etwas ab. Je mehr man abblendet desto geringer wird der Effekt. Ich habe die meiste Zeit mit Blende 16 fotografiert. Da gibt es erwartungsgemäß nichts an der Abbildungsleistung zu meckern. Der Grund dafür war aber eher praktischer Art (kein Autofokus) und um einen einheitlichen Look hinzugekommen und nicht wg. des Schärfeabfalls.
Bokeh
Bei einem Weitwinkelobjektiv und Blende ƒ3.5 muss man sich schon ganz schön anstrengen um ein vernünftiges Bokeh hinzu bekommen. Die Ästhetik ist natürlich immer sehr subjektiv. Mir persönlich gefällt es aber sehr gut. Das Voigtländer 20mm f/3.5 zeichnet eine superweiche Unschärfe. Die Zerstreuungskreise sind kreisrund und scharf gezeichnet, was mir persönlich besser gefällt als wenn diese nach außen hin verlaufen.
Distorsionen
Ich muss sagen ich habe keine merklichen Verzerrungen feststellen können, was für so ein Weitwinkelobjektiv schon verdammt gut ist. Ich habe es natürlich nicht nach wissenschaftlichen Maßstäben ausgetestet, trotzdem bin ich mir sicher, dass sich das Objektiv hervorragend für Architekturfotografie eignet. Schon alleine wegen der möglichen Perspektiven und der stürzenden Linien ist es ein Traum. :D
Chromatisch Aberrationen
Das Voigtländer ist in der Hinsicht wirklich hervorragend. Klar bei einer Anfangsblende von ƒ3.5 sind die lila Farbsäume ohnehin selten. Im Zentrum konnte ich gar keine chromatischen Aberrationen feststellen, nur an den Rändern sind sie etwas wahrnehmbar. Wenn man abblendet gibts dann gar keine mehr.
Lense Flares
Ich habe es ja ganz gerne wenn die Sonne in das Objektiv brennt, das Glas milchig einfärbt und diese bunten Regenbogenfarben ins Bild zaubert. Bei dem Color Skopar ist es aber gar nicht so einfach das hin zu bekommen. Die meisten Fotografen wird das sicher freuen zu hören, aber für meinen Geschmack könnte es gerne mehr sein. In der Hinsicht ist es einfach zu perfekt konstruiert. :-/
Vignettierung
Ja, die hat es! :-) Das ist auch wieder was, wo die meisten Fotografen gerne drauf verzichten. Ich mache bei der Nachbearbeitung meistens noch mehr ins Bild. Genau so kann man die Vignette aber auch los werden, daher ist das sicher für niemanden ein Ausschlusskriterium für das Objektiv.
Makro
Es ist natürlich kein echtes Makroobjektiv, aber da man doch recht nah an das Objekt ran kommt (ich würde schätzen 20cm) kann man es zur Not auch mal für solche Zwecke missbrauchen. Bei meinen Beispielfoto habe ich zwar die 24Megapixel meiner Kamera ganz schön ausgereizt und in das Bild hinein gecroppt, aber man erkennt sicher ganz gut was mit dem Objektiv möglich ist.
Zusammenfassung
Ich kann das Voigtländer SL II 20 mm / F 3,5 Color Skopar nur jedem empfehlen der weiß worauf er sich damit einlässt und weiß was er macht. In meinen Augen ist es ein wirklich erstklassiges Weitwinkelobjektiv bei dem man kaum Abstriche machen muss. Das große Plus des Objektives ist seine Kompaktheit. Es trägt an der Kamera kaum auf und passt garantiert in jede Kameratasche. Daher gibt’s von mir eine ganz klare Kaufempfehlung.
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